Wenn Hund und Hand das Auge ersetzen

Am 03.06.2022 freuten sich die Schüler und Schülerinnen der 3. Klasse besonders auf den Unterricht. Nicht nur, weil es der letzte Schultag vor den Pfingstferien war, sondern vielmehr, weil ganz besonderer Besuch anstand. Auf zwei und auf vier Beinen. Gespannt saßen die Kinder auf ihren Stühlen, die Augen erwartungsvoll auf die Tür gerichtet. Mucksmäuschenstill war es, als plötzlich eine Hundeschnauze ins Klassenzimmer schnüffelte. Im selben Augenblick war der sehnlich erwartete Besuch auch schon da. Blindenhündin Zinga und ihr Herrchen Ralph Zimmerhansl, der im Alter von 27 Jahren seine Sehkraft vollständig verloren hat.

Sehr zurückhaltend begrüßten die Kinder die beiden, Herr Zimmerhansl verstand es aber ihnen sofort die Scheu zu nehmen und fing an zu erzählen. Ein Autounfall sei der Grund gewesen, dass der heute 58-jährige nun auf seine treue Begleiterin, die Labradorhündin, und allerlei andere Hilfsmittel angewiesen sei. Was zu Beginn eine schwere Hürde war, vom einen zum nächsten Moment nicht mehr sehen zu können, habe er aber schlussendlich als eine neue Chance begriffen. Seine verstorbene Frau, selbst schwer sehbehindert, habe ihm durch die erste, so harte Zeit geholfen, doch auch sie stieß an ihre Grenzen. Um wieder ein gewisses Maß an Unabhängigkeit und vor allem auch Sicherheit zu erlangen, fiel der Entschluss, sich einen Blindenhund, der nur ohne Führgeschirr ein Hund und sonst ein Arbeitsmittel ist, zuzulegen. Doch neben Zinga gibt es auch allerhand andere wichtige und praktische „Helferlein“ wie Herr Zimmerhansl den Schülern und Schülerinnen vorführte. Zum Beispiel zeigte er eine Armbanduhr, bei der man die Zeiger ertasten kann, ein Mobiltelefon, das ihm alles vorliest und ein Farberkennungsgerät für die Kleidung, „damit ich nicht rumlaufe wie ein Clown“, so der Besucher mit Blindheit.

Bevor die Klasse zum Abschluss Zinga ausgiebig streicheln durfte, erzählte der Beauftragte für barrierefreie Umwelt- u. Verkehrsraumgestaltung noch von der Anwendung der Brailleschrift im Alltag und den damit verbundenen Tricks und Problemen.

Nachdem alle Berührungsängste verflogen waren, stellte die Kinder noch viele Fragen und es war deutlich zu spüren, dass dieser Besuch- auch nach der Verabschiedung- viel Stoff zum Reden und Nachdenken geliefert hat.